Vito Acconci

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© VG Bild-Kunst / Courtesy: Electronic Arts Intermix (EAI), New York

Undertone, 1973

Video, schwarzweiß, Ton, 34:12


Zum Zeitpunkt, als dieses Video aufgenommen wurde, war das Fernsehen bereits seit zwanzig Jahren in die private Sphäre der meisten Haushalte in den USA vorgedrungen und hatte
sie mit einer permanenten Schnittstelle versehen. Undertone ist ein Versuch, den Betrachter, der darauf ausgerichtet ist, das Dargebotene nicht anzuzweifeln, aus seiner Erstarrung zu lösen. Am Ende eines Tisches, die Arme unter dessen Oberfläche verborgen, sitzt der Künstler/Darsteller der Kamera/dem Betrachter gegenüber und zwingt uns Zuschauer so in die Po- sition von Voyeuren und zugleich Komplizen. Ein hypnotischer Monolog setzt ein, in welchem er versucht, sich und uns davon zu überzeugen, dass sich unter dem Tisch eine Frau befinde, die an seinen Schenkeln reibe, oder abwechselnd, dass er selbst an seinen Schenkeln reibe. Acconci definiert uns Zu- schauer als seine psychologischen Gegenüber: “Es ist wichtig, dass Sie … meine Lügen vom Standpunkt der Wahrheit aus herausfiltern.” Indem er zwischen kognitiver Verfremdung und Ausgleich pendelt, hebt er hervor, wie ein Video die Rollen von Publikum/Subjekt und Akteur/Objekt umkehren kann.

Undertone, 1973

Video, black & white, sound, 34:12


By the time this video was shot, television had intruded for 20 years on the intimacy of most households in the USA providing a constant interface. Undertone is an attempt to breach the torpor of the viewer trained to exercise suspension of disbelief. Sitting at the end of a table with his arms hidden under the top, the artist/performer faces the camera/viewer coercively positioning us spectators as both voyeurs and accomplices. A hypnotic monologue begins, in which he tries to convince himself and us that there is a woman under the table rubbing his thighs or, alternately, that he himself is rubbing his own thighs. Acconci defines us spectators as his psychological counterparts: “I need you to […] filter out the lies from the real point of view.“ Swinging between cognitive estrangement and reconciliation, he emphasizes how video has the potential to reverse the roles of audience/subject and protagonist/object.